Donnerstag, 16. Februar 2012

Leben wir heute in einem aufgeklärten Zeitalter?


Immanuel Kant -
Bild: Wikipedia

Die Aufklärung, Kant nannte als solche den Ausgang der Menschen aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit, also damit die Nutzung des eigenen Verstands, ohne sich der Leistung eines Vormundes  zu bedienen.
Im Hinblick auf die heutige Zeit, in der wir, zumindest in Europa, eine Demokratie haben, die die Entfaltung der Individualität schützten soll, stellt sich die Frage erneut, ob unsere Zeit aufgeklärt ist. Jedoch gibt es allein schon beim ersten Punkt der Definition Kants einige Argumente die dagegen sprechen.
Zunächst einmal könnte man annehmen, dass durch die Wahrung der Meinungsfreiheit und eine geregelte Schulbildung, der  freien Entfaltung des Individuums, also einer aufgeklärten Gesellschaft,  nichts im Wege stehen könnte.  Aber diese vermeidliche Aufklärung  ist nicht bei der  Majorität der Gesellschaft angekommen. Grund dafür ist, dass, wie Kant bereits davor warnte, dass die Unmündigkeit förmlich zu einem Naturzustand geworden ist.
Es ist leichter denn je sich der gemütlichen Unmündigkeit zu opfern.  Nur haben heutzutage  nicht mehr die klassischen Vormünder, wie Gutsherren, etc. die Position der Vormünder, sondern  es sind die Medien, Politiker und viele mehr, an ihre Stelle getreten und sind bereit uns die Entscheidungen abzunehmen. Eine politische Diskussion ist meist z.B. nicht zu führen, da würde es sich teilweise als ergiebiger erweisen gleich direkt den Artikel in der „BILD“-Zeitung zu lesen. Die Gesellschaft spiegelt größtenteils die Meinung der Medien wieder. Vielen ist dieses aber nicht bewusst. 
Natürlich ist dies alles nun sehr pessimistisch, denn so Schlimm steht es nun auch wieder nicht mit unserer Gesellschaft, jedoch existiert die Barriere zwischen den Bildungsständen.

Zur Aufklärung trägt natürlich das Internet z.B. auch sehr viel bei, weil heutzutage jeder, der über eine Internetverbindung verfügt, der Welt seine Meinung präsentieren darf und durch die enorme Anzahl an Quellen ein breites Feld zur Meinungsbildung hat. Somit hätte Kants Argument, es sollen die Aufgeklärten oder die einstigen Vormünder, die Leute aufklären, sich an die modere Zeit angepasst.
Nur hängt es wahrhaftig davon ab, wie man das Internet nutzt, denn es kann Aufklärer aber auch Vormund zugleich sein.
Allein wenn man den Aspekt betrachtet, dass viele Leute für die banalsten Sachen, anstelle sich ihres eigenen Verstandes zu bemächtigen, eine Frage in die unzähligen Foren des Internets einwerfen und sich somit die Aufgabe von anderen Nutzern, die nun die Vormundposition einnehmen, lösen lassen.

Hinsichtlich des medizinischen Fortschritts  z.B. geben auch immer mehr Menschen die Verantwortung für eigenständige Vorsorge auf.
Hat man nun sagen wir Diabetes und es steht glasklar fest, dass dies das Resultat einer ungesunden Ernährung ist, so ist es dem Patienten praktisch völlig gleichgültig. Man geht zum Arzt, lässt sich mit Medikamenten vollstopfen und lässt dutzende OPs über sich ergehen, als sich selber seiner Verantwortung  bewusst zu werden und die Lebensweise zu ändern.
Natürlich profitiert der Arzt davon. Gehört dieser  aber selber zur Schicht der Aufgeklärten, wird er jedoch die Aufgabe übernehmen dem  Patienten seine Situation zu erläutern und ihm zur Selbstständigkeit helfen.
So sieht man, dass die Aufklärung längst nicht das Ende erreicht hat, was wahrscheinlich auch niemals der Fall sein wird, da die Ideologie, einer aufgeklärten Gesellschaft eine utopische Vorstellung ist , die den Menschen aber immer als Richtwert, als höchstes Ziel vor Augen stehen wird.  
Denn welcher Mensch kann von sich selbst behaupten, dass dieser in allerlei Hinsicht aufgeklärt sei? 

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